Afternoon tea - Kultivierte Auszeit mit Tradition
Am späteren Nachmittag, gegen 17 Uhr geht es los: Der afternoon tea wird serviert, vielmehr zelebriert! Die kleine Auszeit mit einer schönen, belebenden Tasse Tee ist ein fester Bestandteil im Tagesablauf vieler Briten. Im Alltag fällt die geschätzte Teepause allerdings meist etwas schlichter aus, als an freien Tagen, wo der blumige Darjeeling, der kräftige Assam oder der frisch-herbe Earl Grey von leckeren Sandwiches und Scones begleitet werden. Wer sich einmal in Deutschland eine „decent cup of tea“ im entsprechenden Ambiente gönnen möchte, sollte einmal in guten Hotels oder Cafes mit einem Sinn für Stil und Tradition nachfragen. Viele bieten einen original afternoon tea mit süßen und herzhaften Köstlichkeiten am Nachmittag.
Die british teatime kennt übrigens verschiedene Ausprägungen und manche davon ersetzen eigentlich fast schon ein Abendessen:
Der light tea oder afternoon tea wird zeitig serviert, meist zwischen 15 und 17 Uhr. Zum Tee werden hier ganz klassisch Scones mit Clotted Cream und Jam, Gebäck und kleine Sandwiches zum Beispiel mit Gurke oder Ei gereicht.
Der high tea fällt etwas opulenter aus und bezeichnet eigentlich eher ein Abendessen - außerdem findet es zur entprechenden Zeit statt, etwa zwischen 17 und 19 Uhr. Hier können durchaus Braten, Pies, Salate, Brot und Kuchen auf den Tisch kommen, die aber auch ganz klassisch vom Tee begleitet werden.
Der royal tea wird ganz schnell königlich und zwar immer dann, wenn ein Gläschen Sherry oder Champagner neben der Teetasse steht. Als kleiner Imbiss nebenher werden auch hier meist Scones und Sandwiches kredenzt.
In jedem Fall bietet die teatime eine hervorragende Gelegenheit zu einem gepflegten Smalltalk und wenn es nur um die Frage geht: tea or milk in first? Dieses Problem ist übrigens einfach zu klären: In früheren Zeiten war das feine Porzellan oft noch so hauchdünn, dass man befürchtete, der heiße Tee ließe es augenblicklich zerspringen. Die zuvor eingefüllte Milch sollte dies verhindern. Andererseits gibt es die These, bei sehr heißem Tee käme es sofort zur Denaturierung der enthaltenen Milchproteine, die somit den gewünschten abmildernden Effekt nicht mehr bieten könnte. Zu guter Letzt ist alles eine Frage des Geschmacks, ob Sie sich nun eher als mif (milk in first) oder tif (tea in first) fühlen. Puristen verzichten völlig auf Milch und manche trinken schwarzen Tee gar ohne Zucker.
Serviert wird übrigens immer vom Gastgeber oder der Gastgeberin – als Gäste lehnen wir uns also einfach zurück, denn wir wollen doch Traditionen nicht ohne Not durcheinanderbringen.
Tradition teatime – Wer hat's erfunden?
Teetraditionen gibt es rund um die Welt, verschieden aufwändig gestaltet sind die entsprechenden Zubereitungsarten: Vor allem in China und Japan handelt es sich um eine Kunst, bei deren Ausübung jedes Detail Beachtung verdient und die minutiös geplant wird. In Ländern wie beispielsweise Indien, Russland, Marokko oder Argentinien wird der Genuss von Tee – sei es nun Chai, Minztee oder Mate ebenso geschätzt, auch wenn die Zubereitung hier weit weniger aufwändig ist. Eines ist jedoch allen Teetraditionen weltweit gemeinsam: Es geht immer um das gemeinschaftliche Erleben und den Genuss eines besonderen Getränks. Als Zeichen von Wertschätzung gegenüber Menschen, mit denen wir dieses Erleben teilen, wird die Teestunde zu einer wohltuenden Auszeit. Speziell in Großbritannien gebührt die Ehre der Einführung des afternoon tea der Duchess of Bedford, Lady Anna Maria Stanhope. Als adlige britische Hofdame soll sie im Jahr 1839 den Nachmittagstee etabliert haben. Die Gastgeberin bediente hierbei selbst die Gäste, während die Dienerschaft dafür zu sorgen hatte, dass alle benötigten Zutaten bereitstanden. Tee war damals ein luxuriöses Getränk: Die feinen Teegesellschaften boten den perfekten Anlass, das gute Porzellan auf dem silbernen Tablett und die feine Tischwäsche zu präsentieren. Selbstverständlich wählte man auch die eigene Kleidung für diesen gesellschaftlichen Anlass sorgfältig aus, um sich von einer präsentablen Seite zu zeigen.
Wie der Tee zu den Briten kam
Kurioserweise erfolgte der erste Kontakt der Briten mit dem Tee über niederländische Händler, die Mitte des 17. Jahrhunderts per Schiff chinesischen Tee nach Großbritannien brachten. Damals handelte es sich bei Tee aufgrund der langen und schwierigen Seewege um ein sehr außerordentliches Luxusgut: Nur die reiche Oberschicht konnte sich den Genuss leisten. Das erste Teegeschäft in London eröffnete übrigens Thomas Twining, Begründer der Marke Twining Tea, die bis heute zu den britischen Marktführern im Teegeschäft zählt. Die Ausweitung des Seehandels und der Anbau und Bezug von indischem Tee aus den eigenen Kolonien führte zur Verbreitung des Teegenusses, und nachdem im 18. Jahrhundert die Teesteuer verringert wurde, konnte auch der Angestellte oder Arbeiter sich das Getränk aus Fernost leisten.
Die Teezubereitung
Klassisch wird der afternoon tea folgendermaßen zubereitet: Wer mag, wärmt zunächst die Kanne mit etwas warmem Wasser vor. Nach dem Abgießen lose Teeblätter in die Kanne geben, je Tasse etwa einen gehäuften Teelöffel voll. Geschätzt werden hier kräftige Sorten wie beispielsweise Assam oder Ceylon-Tee. Anschließend wird sprudelnd kochendes Wasser in die Kanne gegossen und nach etwa drei Minuten kann die erste Runde ausgeschenkt werden. Aber Achtung: Die Teeblätter werden nicht herausgenommen, sondern bleiben in der Kanne – der Tee zieht also kontinuierlich weiter und gewinnt an Stärke, aber auch an Bitterstoffen. Ist die Kanne leer, wird mit frischem, heißem Wasser wieder aufgefüllt. Für ein reproduzierbares Ergebnis dürfen heutzutage durchaus Filter oder auch Beutel verwendet werden. Natürlich nur, wenn die Qualität höchsten Ansprüchen genügt. Bei Florapharm Pyramidenbeuteln ist Verlass darauf, dass nur hervorragende Qualität verarbeitet wird.
Zu jeder Tasse wird etwas Milch oder Zitrone angeboten, Zucker meist ebenfalls. Kräftigere Tees vertragen sich sehr gut mit Milch, während der leichte und blumige Geschmack eines Darjeeling durch ein paar Tropfen Zitrone gewinnen. Bitte niemals beides gleichzeitig probieren – das führt zum Gerinnen der Milch und bietet wieder geschmacklich noch optisch einen Gewinn.
Wer grünen Tee, Kräuter- oder Früchteteemischungen bevorzugt, darf dies heutzutage ebenfalls gerne tun.
Und was gibt’s dazu? Lecker Sandwiches und Scones
Das Schöne an der teatime: Hier kommen kleine leckere Häppchen auf den Tisch, manche herzhaft, andere süß, die wunderbar in die Zeit zwischen lunch und dinner passen.
Zunächst werden kleine Sandwiches serviert, mit Butter bestrichen und Gurkenscheiben, Käse oder auch geräuchertem Lachs belegt. Dann folgen frisch gebackene Scones, am besten noch lauwarm die mit Clotted Cream und Jam einfach herrlich schmecken. Abschließend können Süßigkeiten wie Pralinen, kandierte Früchte oder auch Gebäck gereicht werden. Ein Klassiker sind die berühmten, buttrigen Shortbread-Fingers. Wer eine mehrstöckige Etagere besitzt, richtet alle Köstlichkeiten ganz stilgerecht darauf an.
Cream tea mit Scones, Clotted Cream & Jam
Ein cream tea bezeichnet ein Gedeck, dass einzig aus Tee und Scones mit Clotted Cream und Jam besteht – meist handelt es sich hier um Erdbeermarmelade. Sozusagen die Minimalkonfiguration einer teatime. Schon einmal Clotted Cream probiert? Diese herrliche rahmige Creme wird traditionell zu Scones gereicht. Es existieren kontroverse Ansichten darüber, ob die Scones zuerst mit Cream oder mit Jam bestrichen werden. Die beiden südwestlichen Landschaften Großbritanniens, Devon und Cornwall sehen sich beide als Ursprungsort der Clotted Cream und die eigene Methode als die einzig richtige. Team Devon streicht zuerst Cream und dann Marmelade auf die Scones, Team Cornwall startet mit Marmelade. Königin Elisabeth II war wohl die berühmteste Verfechterin dieser Variante und ein weiteres, schlagendes Argument für „jam first“ könnte sein, dass auf noch ofenheißen Scones die Clotted Cream natürlich zerlaufen würde.
Wir sind der Ansicht: Die Kombination ist wichtig, nicht die Reihenfolge! Meist werden Scones sowieso in abgekühltem Zustand oder höchstens lauwarm serviert und dann mag jeder frei entscheiden. Empfehlung: Jede Scone-Hälfte anders bestreichen und die persönliche Vorliebe herausfinden! Die sahnige Textur der Cream mit dem fruchtig süß-säuerlichen Geschmack der Marmelade schmeckt in jedem Fall köstlich. Tja, leider ist die leckere Clotted Cream in Deutschland nicht gerade in jedem Supermarkt erhältlich. Es gibt aber tatsächlich die Möglichkeit, sich selbst an der Herstellung von Clotted Cream zu versuchen.
Clotted Cream selber machen
Das geht so: 500g Schlagsahne in einem Gefäß mit möglichst großer Oberfläche bei 70° Celsius in einem Wasserbad im Ofen erhitzen. Hier bleibt die Sahne ziemlich lange: 8 Stunden sollten es mindestes sein, besser sind sogar 10-12. An der Oberfläche der Sahne sollte sich nun eine Haut gebildet haben. Das Gefäß vorsichtig aus dem Backofen holen und nach dem Erkalten in den Kühlschrank stellen, für weitere 8-10 Stunden. In dieser Zeit entsteht aus der Haut eine feste Schicht, die am nächsten Tag abgeschöpft und in einem Glas gekühlt aufbewahrt werden kann. So lassen sich aus 500g Sahne etwa 250 g Clotted Cream herstellen, der Rest der Sahne kann sehr gut zum Kochen verwendet werden. Leider ist diese Methode nicht sehr ökonomisch: Wer mag schon stundenlang den Backofen laufen lassen? Eine etwas weniger energieintensive Variante besteht darin, 1/3 Creme Double mit 2/3 Vollmilch in einer Pfanne vorsichtig zu erhitzen – nicht kochen! Sobald sich eine Haut gebildet hat, vom Herd nehmen und nach dem Abkühlen über Nacht kaltstellen. Am nächsten Morgen wird eine feine Portion Clotted Cream oben abgeschöpft. Die noch übrige Milch kann zum Kochen oder Backen verwendet werden. Es gibt aber auch andere Milchprodukte, die sehr lecker zu Scones mit Marmelade schmecken und in jedem Supermarkt erhältlich sind!
Keine Clotted Cream im Haus? Probieren Sie diese leckeren Alternativen!
Es gibt viele Milchprodukte mit verschiedenen Fettgehalten, die sich als Ersatz für Clotted Cream eignen. Ist die Rezeptur zu mager, ist das natürlich kalorienärmer, schmeckt aber eben auch so. Wer die rahmige Textur und den vollmundigen Geschmack von Clotted Cream schätzt, sollte einmal Mascarpone oder Creme Double versuchen. Auch Frischkäse eignet sich, er sollte jedoch kein Salz enthalten und wird – zugunsten einer etwas streichfähigeren Konsistenz - am besten mit etwas Sahne angerührt.
Manners, please! So benehmen Sie sich korrekt beim afternoon tea
Zu guter Letzt noch ein paar Regeln, die Sie beachten sollten, um beim afternoon tea in der Gesellschaft eine gute Figur zu machen. Natürlich mit einem "good sense of humor" betrachtet...
- Bitte nicht beim Rühren mit dem Löffel in der Tasse klimpern – denken Sie an das gute Geschirr!
- Achten Sie darauf, nicht zu kleckern.
- Das bedeutet noch lange nicht, dass Sie den Löffel ablecken sollten!
- Streifen Sie den Löffel innen an der Tasse ab und legen Sie ihn dann auf dem Unterteller ab und zwar auf der rechten Seite, unterhalb des Henkels.
- Beim Trinken ist zu beachten, dass Tasse und Untertasse gemeinsam angehoben werden: Etwas unterhalb des Kinns verharrt die linke Hand mit der Untertasse, während die rechte Hand die Tasse zum Mund führt und nur leicht kippt.
- Schlürfen oder den Keks in den Tee stippen? Mitnichten!
Aber das Getue mit dem berühmten abgespreizten kleinen Finger können Sie sich getrost sparen: Denn daran erkennt die Society einen Möchtegern und fragt sich, ob es richtig war, eine solche Person einzuladen.