Wortwörtlich bedeutet Matcha tatsächlich auch einfach: „gemahlener Tee“. Matcha-Tee gilt aufgrund des enthaltenen Koffeins als angenehmer Muntermacher. Viele seiner wertvollen Inhaltsstoffe sind außerdem bekannt für ihre positive Wirkung auf das Herz-Kreislauf-System, den Stoffwechsel und den Zellschutz. Anregend UND gesund? Wenn das kein Grund ist, sich Matcha genauer anzusehen!
Matcha-Tee – japanischer Tee mit chinesischen Wurzeln
Die Idee, Tee zu pulverisieren, stammt ursprünglich aus China. Dort hatte man auch die Teezubereitung aus Blättern und die belebende Wirkung des Teegetränks entdeckt – bereits vor 5000 Jahren. Wesentlich später – im 6. Jahrhundert unserer Zeitrechnung – kam man auf den Gedanken, die getrockneten Teeblätter zu vermahlen und mit heißem Wasser aufzugießen. Dies wurde so konsequent praktiziert, dass tatsächlich die gesamte Epoche „Ära des Pulvertees“ genannt wurde. Das Aufbrühen der Teeblätter setzte sich nach und nach jedoch wieder durch. Die Verwendung des gemahlenen Pulvertees wurde allein in Chinas damaliger Elite am Kaiserhof und in den Klöstern weiter praktiziert.
Geschichte und Tradition des Matcha in Japan
Wie gelangte der Matcha-Tee aber nach Japan? Dies war intensiven Handelsbeziehungen zwischen China und Japan vom 8. bis zum 12. Jahrhundert n. Chr. zu verdanken. Ganz besonders aber dem japanischen Mönch Myōan Eisai aus Kyoto. Er brachte von einer seiner Reisen in das Reich der Mitte Samen der Teepflanze Camellia Sinensis und das Wissen um deren Anbau, Verarbeitung und Zubereitung mit. Außerdem legte er den Grundstein für den japanischen Zen-Buddhismus und etablierte als dessen Bestandteil auch die traditionelle japanische Teezeremonie.Mit der Verbreitung des Zen-Buddhismus in Japan gelangte auch der Anbau und Genuss von Matcha-Tee in alle Landesteile, war aber lange Zeit der Oberschicht und den Mönchen vorbehalten. Erst die schriftliche Beschreibung der Teezeremonie im 16. Jahrhundert durch den Teemeister Sen no Rikyū vereinfachte diese einzigartige Tradition und machte sie für alle Bevölkerungsschichten zugänglich. Bis heute wird Matcha nach diesem alten Wissen angebaut und hergestellt.
Die japanische Teezeremonie
Dieses kulturelle Ritual, Chanoyu oder Sadō genannt, folgt einem genau festgelegten Ablauf und besteht aus achtsam durchgeführten Gesten und Handlungen. Nach dem Empfang und der Begrüßung im Teehaus durch den Gastgeber (Tee-Meister) nehmen die Gäste ihre Plätze ein, man sitzt auf ausgelegten Matten am Boden. Der Gastgeber bereitet den Tee zu, indem er Matcha-Pulver in eine Schale gibt und heißes Wasser hinzufügt. Danach wird der Tee mit einem Bambusbesen kräftig aufgeschlagen, um einen schaumigen Geschmack und eine cremige Konsistenz zu erzeugen. Die Matcha-Schale wird dem ersten Gast gereicht, der in kleinen Schlucken trinkt und sie wieder zurückgibt. Nach der Reinigung der Schale erhält der nächste Gast seinen Matcha-Tee. Diese Vorgehensweise wird so lange wiederholt, bis jeder Gast seinen Tee getrunken hat. Die Teezeremonie ist nicht nur kulturelles Erbe – ihre Durchführung ist eine Kunst, die sich in der Atmosphäre von Ruhe, Harmonie und Respekt zeigt, die der Tee-Meister zu schaffen vermag. Diese Momente der Stille bieten eine Pause vom hektischen Alltag, lenken den Blick auf das Hier und Jetzt und können durchaus zwischen Gastgebern und Gästen eine spirituelle Verbindung entstehen lassen.
Ist Matcha wirklich so gesund?
Der Genuss von Matcha-Tee kann also bereits durch eine zeremonielle Zubereitung Ruhe und einen Moment der Achtsamkeit und Entspannung in den Tag bringen. Matcha tut aber nicht nur der Seele, sondern auch dem Körper gut. Er enthält viele wertvolle Inhaltsstoffe, die den Stoffwechsel ankurbeln und Antioxidantien, die unsere Zellen vor freien Radikalen schützen, dazu Vitamine und Mineralstoffe. Diese Liste positiver Wirkungen kann sich wirklich sehen lassen:
- Teein: anregende Wirkung, die langsamer und anhaltender freigesetzt wird als bei Kaffee
- L-Theanin: fördert die Entspannung und verbessert die Konzentration
- Antioxidantien: Catechine wie Epigallocatechingallat (EGCG) schützen Zellen und unterstützen das Immunsystem
- Chlorophyll: wirkt entgiftend und sorgt für die leuchtend grüne Farbe
- Aminosäuren (insbesondere Lysin): gut für Proteinaufbau und Muskelbildung
- Ballaststoffe: wirken sättigend und unterstützen die Verdauung
Dazu kommen noch Vitamine der B-Gruppe (1, 2 und 6), Vitamin A, C, E und K sowie Mineralstoffe wie Calcium, Eisen, Kalium, Zink und Kupfer.
Wichtig: Viel hilft viel? Hier nicht! Teepflanzen können leider auch Stoffe wie Aluminium oder Blei aus dem Boden aufnehmen. Wer sich fragt, wie viel Matcha am Tag empfehlenswert ist: Mehr als 3 g Matcha-Pulver täglich sollten es nicht sein.
Anbau und Verarbeitung: Matcha mag's schattig
Die bergigen Regionen Japans bieten ideale klimatische Bedingungen für den Tee-Anbau. Die Teegärten benötigen ausreichend Niederschlag, gut durchlässigen Boden und viel Pflege. Ein entscheidender Faktor für Farbe und Geschmack des Tees ist ganz sicher die Beschattung: In den letzten Wochen vor der Ernte schützen die Teebauern die Teesträucher mit Schilfmatten oder Netzen vor der Sonne. Dies verlangsamt nicht nur das Wachstum der Blätter und intensiviert die Grünfärbung, es fördert auch die Entstehung eines süßen, lieblichen Geschmacks, der auf einem ausgewogenen Verhältnis von Teein und Aminosäuren beruht.
Sorgfältige Ernte der Teeblätter für Matcha
Die Ernte der Grünteeblätter erfolgt traditionell von Hand: Nur die oberen Blätter und zarten Knospen werden ausgewählt, um eine hohe Qualität zu gewährleisten. Geerntet werden kann mehrmals im Jahr – das Geschmacksprofil lässt sich dabei durchaus beeinflussen, je nachdem, in welcher Jahreszeit die verschiedenen Sorten gepflückt und weiterverarbeitet werden. Anbau und Ernte erfolgen nach der überlieferten Vorgehensweise, zeichnen sich durch höchste Sorgfalt aus und garantieren so die Einzigartigkeit jedes japanischen Matcha-Pulvers.
Matcha Anbaugebiete
Matcha wird aus Teepflanzen der Camellia-sinensis-Art hergestellt. Wir wissen ja inzwischen, dass die Beschattung der Pflanzen in den letzten 2 – 3 Wochen vor der Ernte zur Entwicklung der besonderen, leuchtend jadegrünen Farbe und des herbsüßen Geschmacks beiträgt. Besonders berühmte Anbaugebiete befinden sich in den Regionen Uji, Nishio und Shizuoka in Japan. Die Bezeichnung Tencha (碾 茶) meint nicht etwa eine bestimmte Tee-Art, sondern das Rohmaterial für Matcha, nämlich das getrocknete Blattgewebe aus beschattetem Anbau, von dem alle Ästchen und Äderchen entfernt wurden. Die Dauer der Beschattung kann durchaus als Qualitätsmerkmal gelten: Der besonders edle Gyokuro etwa wird wegen seines besonders vollmundig-süßen Geschmacks geschätzt und muss hierfür mindestens zwanzig Tage zu 90% beschattet werden.
Aus Grüntee wird Matcha-Pulver: Die Verarbeitung
Die frisch geernteten Blätter werden kurz gedämpft, dies stoppt den Fermentationsprozess und bewahrt die Frische. Nun folgt die schonende Trocknung, anschließend werden Blattadern und Stiele abgetrennt, sodass allein das getrocknete Blattgewebe übrigbleibt. Jetzt kommt der Mahlvorgang: Traditionell werden die vorbereiteten Teeblätter in schweren Steinmühlen, Ishiusu oder Ishikusu genannt, zu Pulver vermahlen. Diese Mühlen laufen sehr langsam, um jegliche Reibungshitze zu vermeiden und so einen Qualitätsverlust zu verhindern. Für 30 g Matcha benötigt eine traditionelle Granit-Steinmühle etwa eine Stunde. Dann ist die außerordentlich feine Textur erreicht, deren Partikel nicht mehr fühl- oder tastbar ist – bei hochwertigem Matcha liegt sie unter 10 Mikrometer.
Qualitätskriterien für Matcha-Tee
Traditionell hergestellter, japanischer Matcha erfüllt höchste Qualitätsansprüche. Abhängig von der Lage und Höhe der Anbauregion und der Beschattungsdauer werden von Teebauern unterschiedliche Güteklassen produziert. Viele BIO-Matchas stammen aus kontrollierter Produktion und sind somit rückstandsfrei. Es gibt im Handel jedoch auch einfache Grünteepulver, die nicht traditionell langsam, sondern ökonomisch schnell vermahlen wurden. Sie sind von fühl- und schmeckbar grober, rauer Struktur und weisen meist eine eher gelblich-bräunliche Farbe auf. Hohen Qualitätsansprüchen an das Aroma werden diese Pulver nicht genügen. Mit einem original japanischen, traditionell hergestellten Matcha sind Sie auf der sicheren Seite.
Zubereitung von Matcha ist eine Kunst
Vermutlich wird nicht jeden Tag Zeit für eine Teezeremonie sein. Aber die Zubereitung von Matcha kann ein schöner Anlass sein, einen Moment der Ruhe und Konzentration zu erleben. Wer Matcha-Tee genießen möchte, sollte alle Zutaten vorher bereitstellen, damit im entscheidenden Moment keine Hektik aufkommt.
Das Zubehör: Matcha-Schale und Matcha-Besen
Ein Matcha-Set besteht in der Regel aus:
- Matcha-Schale Matchawan, sie besteht aus Keramik, es gibt sie in verschiedenen Größen und sie können sich in der Gestaltung sehr unterscheiden, diese Individualität ist durchaus erwünscht.
- Bambusbesen Chasen, er wird aus einem einzigen Stück Holz geschnitzt und kann über hundert feine Borsten aufweisen.
- Bambuslöffel Chashaku, er dient als Maßeinheit für die kleinsten Mengen Matcha-Pulver, die zur Zubereitung benötigt werden. Häufig sind Chashaku lackiert oder verziert.
Für ein gutes Ergebnis ist empfehlenswert, das Teepulver durch ein feines Matcha-Sieb in die Schale zu geben. So wird verhindert, dass sich beim anschließenden Aufgießen Klümpchen bilden.
Zutaten und Zubereitung: Matcha-Pulver und frisches, heißes Wasser
Das Wasser sollte unbedingt die Temperatur haben, die für die jeweilige Matcha-Sorte empfohlen wird. Bei einem sehr hochwertigen Tee wie dem Gyokuro etwa können dies zum Beispiel nur 50° – 60° Celsius sein. In der Regel sollte die Wassertemperatur zwischen 70° und 80° betragen. Verwenden Sie zur Zubereitung in jedem Fall weiches oder stilles Wasser, denn bei kalkhaltigem Wasser leidet der Geschmack. Nun geht’s los:
- Kochen Sie etwas Wasser auf, schütten es in ein kleines Gefäß und stellen den Matcha-Besen hinein. So werden die Borsten geschmeidiger und brechen nicht so leicht.
- Kochen Sie das Teewasser frisch auf. Durch zweimaliges Umschütten in ein kaltes Gefäß oder nach circa zehn Minuten geduldigem Warten sollte die Temperatur erreicht sein – idealerweise messen Sie es mit dem Kochthermometer nach.
- Geben Sie die gewünschte Menge, meist werden 1 – 2 Gramm empfohlen, durch ein Sieb in die Matcha-Schale.
- Gießen Sie das temperierte Wasser darüber.
- Schlagen Sie mit dem Matcha-Besen das Pulver im Wasser in wellenförmigen, schnellen Bewegungen für etwa 15 – 20 Sekunden auf.
Matcha-Pulver ist so fein, dass sich das Pulver im heißen Wasser vollständig löst. Je nach der verwendeten Menge wird dabei eine cremige Konsistenz und eine feine, grüne Schaumkrone erreicht. Und jetzt – genießen!
Diese Farbe! Matcha in der Küche
Das wunderschöne Jadegrün lädt geradewegs zu Küchen-Experimenten ein! Inzwischen gibt es unglaubliche Kreationen mit Matcha: Matcha-Latte, leckere süße oder pikante Smoothies, Eiscremes, Pudding, Pancakes, Mochi und diverse Backrezepte wie Matcha-Marmorkuchen, Muffins, Cupcakes, und köstliche Macarons. Wer das leicht herbe und etwas süßliche Matcha-Aroma mag, sollte unbedingt das eine oder andere Rezept ausprobieren. Für ein Kuchenrezept können allerdings schon einmal bis zu zwei Esslöffel Matcha-Pulver benötigt werden – verwenden Sie dafür ruhig ein Einsteigerprodukt und nicht den teuersten Edel-Matcha.
Tipp: Geschmolzene weiße Schokolade (100 g) mit einem Esslöffel Matcha-Pulver verrührt ergibt eine tolle, herrlich grüne Schokolade. Am besten in eine Schokoladentafel-Form gießen und 4 – 5 Stunden im Kühlschrank aushärten lassen. Weitere Zugaben, wie etwas Vanille oder Tonkabohne, machen sich darin auch sehr gut.